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Donnerstag, 16. Februar 2012

Watchmen-Prequels (Und warum sie eine schlechte Idee sind)

           Stellt euch, um beim übergreifenden Thema meines Blogs zu bleiben, folgendes vor: George Orwell hat 1984 fertig gestellt. 25 Jahre später kommt der Verlag auf die Idee, ein Prequel zu verfassen, „um das 1984-Universum zu erweitern“: ‚Before 1984 – Rise of the Party‘. Orwell, angenommen, er hätte dann noch gelebt, hat damit nichts am Hut, die Rechte des Buches liegen beim Verlag, der sich nun dazu entschließt, die Marke auszuschlachten. Klingt absurd? Es passiert gerade. Nun ist George Orwell lange tot, und 1984 anzufassen würde wohl kein Verlag der Welt wagen, nicht mal, wenn er die Rechte dazu hatte, das da oben war selbstverständlich nur ein Beispiel. Bei dem gemeinten literarischen Werk, das momentan von einem Verlag zur Hure gemacht wird heißt Watchmen.

           Nun mag man sich darüber streiten können, ob Watchmen mit 1984 in einer Liga spieltNatürlich tut es das, Time Magazine ist mein Zeuge. Seit seiner Veröffentlichung im Jahre 1986 wurde der Comic von allen Seiten mit Lob überschüttet, und das völlig zu Recht. Noch großartig darüber zu reden wäre Zeitverschwendung, wenn ihr wirklich wissen wollt, warum er so großartig ist, lest einen der zahllosen Reviews, Artikel oder Analysen (oder einfach den verdammten Comic). 2009 erlebte die Geschichte durch Zack Snyders fast großartige Verfilmung (Oh Junge, dazu kommen wir vielleicht irgendwann), ein Revival und irgendjemand bei DC merkte wohl, das sich mit dem 25 Jahre alten Material doch noch Geld verdienen lässt. Zwar sagte der DC-Chef damals, dass man keine Absichten habe, sich am Werk von Autorenlegende Alan Moore zu vergreifen, aber Chefetagen können sich ändern, und so erklärten die beiden derzeitigen DC-Chefs Dan Didio und Jim Lee am ersten Februar in einer beispiellosen kreativen Bankrotterklärung, die Zeit sei gekommen, neue Geschichten mit den klassischen Charakteren zu erzählen - in Form von sieben neuen Miniserien, zusammengefasst unter dem Titel Before Watchmen. Ich sage, die beiden sollen um Gottes Willen ihre Finger von Watchmen lassen.

          Ich werde ja immer sehr ungehalten, wenn irgendein Rechteverwerter das Werk irgendeines kreativen Kopfes oder Teams bastardisiert, um damit Kohle zu scheffeln (jüngstens fiel der nun verschiedene Publisher JoWood damit auf die Schnauze, falls ihr euch erinnert - Stichwort Arcania). Die einzigen beiden Personen, die irgendwie das Recht hätten, diese Geschichten überhaupt zu erzählen, sind die Erschaffer des ursprünglichen Comics - Autor Alan Moore und Zeichner Dave Gibbons. Schade nur, dass Alan Moore schon seit Jahren nichts mehr mit DC zu tun haben will, und Dave Gibbons das Angebot der Mitarbeit abgelehnt hat.

           Nun könnte man natürlich argumentieren, dass Bob Kane und Bill Finger nun auch schon eine Weile tot sind und auch zu ihren Lebzeiten zahllose andere Zeichner und Autoren an Batman-Geschichten gearbeitet haben (unter anderem auch Alan Moore). Wo liegt also das Problem? Ich sehe da einen entscheidenden Unterschied: Bei Batman handelt es sich um ein Franchise, das über die Jahre quasi natürlich gewachsen ist und wohl auch von Anfang an darauf ausgelegt war. Watchmen hingegen ist eine in sich geschlossene Geschichte, zu der Prequels nichts beitragen können werden. Wir müssen nicht im Detail erfahren, was Rorschach, Nite Owl oder der Comedian vor den Ereignissen von Watchmen gemacht haben. Was wir wissen müssen wissen wir bereits, durch Watchmen. Die Prequels können also höchstens dazu taugen, das Universum zu erweitern, was allerdings aus demselben Grund völlig unnötig ist - was wir wissen müssen wissen wir bereits.

          Also, sind die Prequels Geschichten, die erzählt werden müssen? Nein, auf keinen Fall. Heißt das, dass sie schlechte Comics sein werden? Nicht zwangsläufig. Viele talentierte Leute arbeiten daran, es besteht also durchaus die Chance, dass die Comics für sich genommen etwas taugen werden. Wie aber oben schon ausgeführt liegt das Problem in Konzept und Grund, und es ist besonders der Grund - Geld, da können Didio und Lee sagen, was sie wollen. 

          Das letzte Wort in diesem Fall überlasse ich Alan Moore. Zu der ganzen Sache äußerte er sich gegenüber der New York Times folgendermaßen: "I tend to take this latest development as a kind of eager confirmation that they are still apparently dependent on ideas that I had 25 years ago [...] As far as I know, there weren't that many prequels or sequels to Moby Dick." Der Mann mag zwar aussehen wie ein grusliger Obdachloser, aber ich habe ihm selten mehr zugestimmt.

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